Clemens Fuest vom Ifo-Institut - Copyright: Ifo Institut/Enno Kapitza

Elementarschäden: Ifo-Institut über Versicherungspflicht

Eine Versicherungpflicht kann ökonomisch sinnvoll sein, um den Staat aus dem Samariterdilemma zu befreien und die Resilienz gegenüber Naturkatastrophen zu erhöhen. Um das zu erreichen, muss die Versicherung jedoch richtig konstruiert sein, mahnt das Ifo-Institut.

Angesichts der aktuellen Hochwasser-Ereignisse stellt das Ifo-Institut seine Haltung zum Thema Elementarschäden-Versicherungspflicht dar. Ifo-Präsident Clemens Fuest erklärt, eine Versicherungpflicht könne ökonomisch sinnvoll sein, sofern die Versicherung richtig konstruiert ist.

„Benötigt wird eine Versicherungspflicht mit sehr unterschiedlichen Prämien, deren Höhe vom Standort abhängt. Die Versicherungsprämien für einzelne Gebäude muss sich am jeweiligen individuellen Überflutungsrisiko orientieren. Außerdem sollte sie eine Selbstbeteiligung beinhalten, um Anreize zu wahren, bauliche Konstruktionen zu wählen, die Flutschäden möglichst gering halten. Die Abdeckung durch die Versicherung darf aber auch nicht so niedrig sein, dass den Betroffenen trotzdem umfangreiche staatliche Hilfen gewährt werden.

Andererseits kann die Versicherungspflicht zum ökonomischen Bumerang werden, wenn essenzielle Bestandteile einer solchen Versicherungslösung, vor allem die risikoabhängigen Prämien, im politischen Prozess verwässert werden. Die Debatten zur Versicherungspflicht in der Vergangenheit haben gezeigt, dass die Politik häufig Einheitsprämien favorisiert. Würde die Versicherungspflicht jedoch mit Einheitsprämien gekoppelt, wäre das Ergebnis noch schlechter als ohne Versicherung. Die Betroffenen erhielten zwar im Schadensfall eine Kompensation. Diese Kompensation käme aber von den anderen Pflichtversicherten statt vom Staat – hinter dem letztlich alle Steuerzahler bzw. Versicherten stehen“, so Clemens Fuest.

Er sagt weiter: „Damit wären die Anreize, besonders gefährdete Gebiete zu meiden, noch geringer. Wegen der Einheitsprämie macht es für den Einzelnen keinen Unterschied, ob er sein Gebäude in einer relativ sicheren oder gefährdeten Lage errichtet. Darüber hinaus würde eine solche umfassende Versicherung vermutlich einen größeren Teil der Schäden abdecken als die jetzigen staatlichen Hilfen, was die Anreize zum Neubau in sicheren Gebieten weiter schwächt. Mit einer solchen fehlgeleiteten Versicherungslösung würde die Resilienz in Deutschland gegenüber den Folgen von Extremwetterereignissen geschwächt und nicht gestärkt. Eine richtig gestaltete Pflichtversicherung kann also helfen, eine falsch gestaltete kann schlechter sein als gar keine.“

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