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Voneinander lernen

Grundsätzlich sind Automobilbranche und der Landtechniksektor zwei verschiedene Welten. Parallelen gibt es dennoch einige. Beide stehen vor teilweise massiven Herausforderungen. Deshalb lohnt sich ein genauerer Vergleich.

Christoph Stadler - Massey Ferguson|copyright: Massey Ferguson

Die Welt der Automobilbranche ist schrill und laut, die der Landtechnik hingegen eher bodenständig und zurückhaltend. Von der „NeverEnding Story Dieselkrise“ über den Elektrohype, welcher oftmals viele nicht einkalkulierte Probleme nach sich zieht, bis hin zur aktuellen mauen Investitionsbereitschaft von potentiellen Kunden, aufgrund der Corona-Krise, ist die sonst im Scheinwerferlicht glänzende Welt der Automobilbranche mehr oder minder stark angekratzt. Die Agrartechniksparte hat mit den genannten Aspekten weniger zu kämpfen, nicht zuletzt deshalb, als dass es sich bei dem Segment um ein Investitionsgut und nicht um ein Konsumgut handelt. Dennoch gibt es auch hier genügend Herausforderungen. Wer könnte beide Branchen besser miteinander vergleichen als Christoph Stadler, Verkaufsdirektor Deutschland/Schweiz, Agco Deutschland GmbH – Massey Ferguson. Er war selbst viele Jahre in der Automobilwirtschaft tätig, bevor er den Schritt in die Welt der Landtechnik wagte. Im exklusiven AGRARTECHNIK-Inter­view spricht er über Gemeinsamkeiten, Herausforderungen und Chancen beider Branchen.

Herr Stadler, Sie waren vor Ihrem Wechsel in die Landtechnik, bei diversen Automobilherstellern in verschiedenen Führungspositionen im Vertrieb tätig. Warum haben Sie sich dann für ein Engagement in der Landtechnikbranche entschieden?

Christoph Stadler: Nach 32 Jahren in der automobilen Welt habe ich fast alles gesehen und erlebt. Dinge wiederholen sich. Die bodenständige Landtechnikbranche stellte für mich eine echte Herausforderung dar, wo ich mir selber und anderen beweisen kann, dass neue Eindrücke und Aufgabenstellungen zu bewältigen sind. Neues zu lernen und mit Bewährtem zu spiegeln ist äußerst spannend. Auch der Standort Allgäu war nach 15 Jahren Frankfurt am Main ein klarer Pluspunkt.

Wenn man beide Branchen miteinander vergleicht – worin liegen die bedeutendsten Differenzierungen in Entwicklungsstrukturen, Vertrieb und After Sales? Worin liegen die Gemeinsamkeiten?
Geschäft wird immer von Menschen gemacht. Da sind beide Branchen identisch, wenn auch die Landtechnik deutlich mehr durch Beziehungsstrukturen geprägt ist. Systeme, Organisation und Prozesse sind in der automobilen Welt viel detaillierter definiert und lassen weniger Spielraum für Individualität und die persönliche Note. Dennoch würde der Landtechnikbranche ein deutlicher Schritt in diese Richtung gut zu Gesicht stehen, da vor allem die Digitalisierung mit rasenden Schritten voran schreitet und unsere Branche sich nicht davor verschließen kann. Hier sind wir bei Agco bereits auf einem guten Weg. Ein gesunder Mix zwischen dem sehr menschlichen Miteinander in der Landtechnik und den klaren Prozessen der Autobranche wäre für mich ein idealer Kompromiss.

Was kann man aus der automobilen Welt in die Landtechnik übertragen und was sollte die Landtechnik von der Automobilbranche übernehmen? Können die beiden Branchen voneinander etwas lernen?
Wenn man kritisch Dinge auf den Prüfstand stellt, dann entsteht immer etwas Positives, woraus man lernen kann. Vor allem das Miteinander in der Landtechnik hat für mich Vorbildcharakter. Man begegnet sich auf Augenhöhe. Die Branche ist bodenständiger, authentischer, nachhaltiger und vor allem profitabler. Dafür ist die Autobranche viel strukturierter, analytischer, schicker, schnelllebiger und ausgereizter. Allein aufgrund der Dimension muss der Detailierungsgrad viel höher sein. Autos sind immer noch ein Konsumgut, Traktoren ein Investitionsgut. Trotzdem liebt der Landwirt seinen Traktor wie der Autofan sein „Schätzchen“.

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Juni-Ausgabe der AGRARTECHNIK (6/2020).

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